- Mühlhausen/Thüringen
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Kreisstadt des Unstrut-Hainich-Kreises, Thüringen, 215 m über Mühlhausen/Thüringen, an der oberen Unstrut im Thüringer Becken, 39 600 Einwohner; Thomas-Müntzer-Gedenkstätte (in der Marienkirche), Bauernkriegs- (in der Kornmarktkirche; seit 1974), Heimatmuseum; Herstellung von Steuerungstechnik für Motoren, Lebensmittelindustrie (Konservenproduktion), Strickwarenherstellung.Im gut erhaltenen Altstadtkern (erhalten sind große Teile der Stadtmauer) mehrere Kirchen, darunter Sankt Blasius (um 1240 bis Mitte des 14. Jahrhunderts, im Chor Glasmalerei des 14. Jahrhunderts) und Marienkirche (1317-80 auf Vorgängerbauten), deren südliche Querschifffassade aufwendig gestaltet ist (hinter der Maßwerkbrüstung des Scheinaltans über dem Portal die Steinfiguren Kaiser Karls IV., seiner Gemahlin und zweier Begleiter; um 1370), im Chor Glasgemälde (14. und 15. Jahrhundert) sowie Kornmarktkirche (ehemalige Franziskanerklosterkirche zum Heiligen Kreuz; 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts-15. Jahrhunderts). Außerdem prägen Rathaus (um 1300, erweitert um 1350 und v. a. 16. Jahrhundert, bis 1912/13 mehrmals umgebaut) sowie Bürgerhäuser des Mittelalters und der Renaissance das Stadtbild.Mühlhausen/Thüringen, 775 erstmals erwähnt, war seit karolingischer Zeit Mittelpunkt eines Reichsgutkomplexes, in dessen Pfalz sich die Kaiser und Könige des 10./11. Jahrhunderts häufig aufhielten. 1180 wurde Mühlhausen freie Reichsstadt (ab 1348 mit voller Landesherrschaft über ein kleines Herrschaftsgebiet). Das um 1220 entstandene Mühlhäuser Reichsrechtsbuch ist die älteste private Rechtsaufzeichnung dieser Art im deutschen Sprachraum. 1256 schloss sich Mühlhausen dem Rheinischen Städtebund an, 1418 trat es der Hanse bei. Im Deutschen Bauernkrieg verband sich die Stadt unter der Führung der radikalen Reformatoren Heinrich Pfeiffer (* vor 1500, ✝ hingerichtet 1525; Aufstand 1523) und T. Müntzer mit den aufständischen Bauern (März 1525 »Ewiger Rat« als Stadtregiment). Nach der Schlacht bei Frankenhausen (Mai 1525) ergab sich Mühlhausen und ging als Folge seines Eintretens für die Bauern bis 1548 der Reichsfreiheiten verlustig; ab 1552 war Mühlhausen der Schutzmacht Wettin verbunden. Unter endgültigem Verlust der Reichsfreiheit fiel Mühlhausen 1802/03 an Preußen (ab 1815 Provinz Sachsen), 1945 an die SBZ (bis 1952 und seit 1990 Thüringen; 1952-1990 DDR-Bezirk Erfurt).R. Jordan: Chronik der Stadt M., in Thüringen, 4 Bde. (1900-08);G. Günther: M. in Thüringen (Berlin-Ost 1975).
Universal-Lexikon. 2012.